Wappen Werleshausen
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Zeit der Grenze 1949 - 1989

Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 wird die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen, die durch "Demarkationslinien" voneinander getrennt sind, beschlossen. Am 1.7.1945 ziehen sich die amerikanischen Truppen, die im Zuge militärischer Operationen bis weit nach Thüringen und Sachsen vorgestoßen waren, an diese Demarkationslinie zwischen Hessen und Thüringen zurück. Sowjetische Truppen besetzen das ganze Gebiet ihrer Zone einschließlich Neuseesen und Werleshausen.

In der Folge des Wanfrieder Abkommens endete am 19. September 1945 die russische Besatzung; Neuseesen und Werleshausen wurden dem Land Hessen zugegliedert. In der Gemarkung Werleshausen konnte die Thüringer Landesgrenze nicht beachtet werden, vielmehr folgte die Grenzverlauf der Gemeindegrenze zu Lindewerra. Die Gemeindegrenze nach Bornhagen wurde aber nicht berücksichtigt. Nach Aussage alter Zöllner erfolgte der Grenzverlauf vielmehr willkürlich nach der Erreichbarkeit mit Geländewagen.

Am 30.6.1946 wurde die Demarkationslinie zwischen der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und den westlichen Zonen Deutschlands gesperrt. Eine entsprechende Verordnung war auf Verlangen der sowjetischen Militäradministration vom Kontrollrat erlassen worden. 1948 beschließen die Landtage von Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen auf sowjetischen Druck, den "Schutz der Zonengrenze" zu verstärken.

Auf hiesiger Seite war seit 1945 die hessische Grenzpolizei in blauen Uniformen für die "Grenzsicherung" zuständig. Sie wurde 1949 in die Zollverwaltung (mit grünen Uniformen) integriert. Dabei war die "Grenzaufsichtsstelle Werleshausen" zunächst im Haus des ehemaligen Bürgermeisters (heute: Am Rasen 31) und ab 1953 im Keller des großen Zollhauses untergebracht. Die Grenzaufsichtsstelle war durchschnittlich mit 10 - 15 Beamten besetzt und unterstand dem Zollkommissariat Witzenhausen (Zuständigkeit von Neu-Eichenberg bis Kleinvach), mittelbar dem Hauptzollamt Bad Hersfeld. 1953 wurden die sog. Zollhäuser am Ziegelrain gebaut, in der die Zollbeamten und ihre Familien lebten.

Mit der Gründung der DDR begannen systematische Arbeiten an der Grenzbefestigung, die zunächst aus Straßensperren mit aufgerichteten Schwellen bestanden. Am 26. Mai 1952 beschließt der Ministerrat der DDR "Maßnahmen zur völligen Abriegelung der Demarkationslinie". In deren Folge wird ein 10 m breiter Geländestreifen unmittelbar entlang der Demarkationslinie abgeholzt und gepflügt, das Betreten dieses Streifens ist verboten. Weiterhin werden ein 500 m Schutzstreifen und eine Fünf-Kilometer-Sperrzone eingerichtet. Letztmals 1954 können Werleshäuser die Kirmes in Lindewerra besuchen. 1955 erklärt die DDR die Zonengrenze zur Staatsgrenze und übernimmt von den sowjetischen Truppen die Grenzbewachung. August 1961 wird ein bis zu 200 m breiter Geländestreifen für die späteren Grenzsperren gerodet. Ein zweireihiger Stacheldrahtzaun wird errichtet.  


 

Ab 1966 wurde ein 3 m hoher Streckmetallzaun, der den Stacheldrahtzaun aus 1961 ersetzt, und im Landesinneren ein weiterer 2 m hoher Zaun jeweils mit einer Spitze aus Stacheldraht errichtet. 1970 begannen die Grenzposten der DDR mit der Installation von Selbstschussanlagen (SM70). Weite Gebiete wurden zusätzlich durch Hundelaufanlagen gesichert oder vermint. Ausgelöst durch das Hochwasser im März 1981 wurden Minen sowohl in der Werra als auch im Siesterbach angespült.

1984 erfolgte die Demontage der Selbstschussanlagen. An ihre Stelle trat das "Grenzsicherungssystem GSG 80". Durch einen lautlosen Kontakt wurde Alarm bei den Grenztruppen ausgelöst, ohne dass dies Flüchtende bemerkten.

Die Grenzmarkierung wurde auf westdeutscher Seite von kleinen Granitgrenzsteinen und weißen Plastiksäulen mit orangenfarbenen Kopf, auf DDR-Seite von schwarz-rot-gold gestreiften Pfosten markiert. Die eigentlichen Grenzanlagen standen immer abgesetzt von der eigentlichen Grenzlinie auf dem Gebiet der DDR. Das Gebiet zwischen der Grenzmarkierung und dem Außenzaun wurde auch als "Niemandsland" bezeichnet.

 

Erläuterungen:
1 Grenzverlauf mit Grenzsteinen

2 Grenzhinweisschild bzw. -pfahl vor dem Grenzverlauf
3 DDR-Grenzsäule (1,80 m, schwarz-rot-gold mit DDR Emblem)
4 Abgeholzter, geräumter Geländestreifen "Niemandsland"
5 Einreihiger Metallgitterzaun (ca. 3,20 m hoch)
6 Durchlass im Metallgitterzaun
7 Kfz-Sperrgraben (mit Betonplatten befestigt)
8 Ca. 6m bzw. 2m breiter Kontrollstreifen(Spurensicherungsstreifen)
9 Kolonnenweg mit Fahrspurplatten (Lochbeton)
10 Beton-Beobachtungsturm (BT 11)
11 Beton-Beobachtungsturm (2 x 2 m)
12 Beton-Beobachtungsturm (4 x 4 m zum Teil noch Führungsstelle)
13 Beobachtungsbunker
13a Beobachtungsbunker mit Schaltereinrichtungen (GSG-80)
14 Lichtsperre
15 Anschlusssäule für das erdverkabelte Grenzmeldenetz
16 Hundelaufanlage 16a Hundefreilaufanlage
17 Modifizierter Schutzstreifenzaun mit elektronischen und akustischen Signalanlagen und Schaltereinrichtungen (GSG 80)
18 Betonsperrmauer / Sichtblende
19 Durchlasstor im Schutzstreifenzaun mit Signaldrähten
20 Stolperdrähte
21 Kontrollpassierpunkt zur Sperrzone
22 Hinweisschild auf Beginn des Schutzstreifens

Zu berichten ist auch von einem Wasserrohr auf Höhe des Parkplatzes an der Straße von Werleshausen nach Bornhagen. Angeblich wurde der Tunnel auch von Grenzstellen der DDR zur diesseitigen Erkundigung benutzt.

 

Zur Grenzöffnung

Grenzmuseum

Das Grenzmuseum Schifflersgrund in der Nähe von Bad Sooden-Allendorf liefert anschauliche Ausstellungsstücke von der Deutsch-Deutschen Grenze.

Zu sehen sind noch Originalgrenzanlagen, diverses Equipment der Vopos und BGS-Beamten sowie eine umfangreiche Dokumentation.

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