Wappen Werleshausen
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Kinderheim / Meierei Werleshausen

Hinter einer Furt durch den Siesterbach liegt eins der ältesten Gebäude in Werleshausen. Das Anwesen wird als "Fuhrwerkshof" erstmalig erwähnt in einer Urkunde aus dem Jahre 1364. Darin wird es von der Witwe Hans von Hansteins mit dem Recht zum Rückkauf verkauft an das Wilhelmitenkloster zu Witzenhausen. Im 15. Jahrhundert üben die von Hanstein das Rückkaufsrecht aus. Danach bleibt das Anwesen für Jahrhunderte Hansteinscher Besitz.

Im Jahre 1705 errichten Dieter von Hanstein und seine Frau, eine geborenen von dem Bussche, ein Gebäude, das bis in die 1950er Jahre unverändert erhalten bleibt. In dem "Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler" von Dehio/Gall, Band "Nördliches Hessen" ist es verzeichnet als die "Alte Meierei". Die Bezeichnung "Meierei" deutet hier wohl nicht auf Milchwirtschaft hin, sondern auf die Bewirtschaftung durch Verwalter (vgl. "Domus Major" = "Hausmeier"). Rechts und links von dem Gutshaus ziehen sich, leicht nach innen zur Furt hin abgewinkelt, die Ställe und Scheunen hin und umschließen zusammen mit dem Wohnhaus den Gutshof.

Von 1779 bis 1818 oder wenig später sind Verwalter immer Angehörige einer Familie Siebert, allerdings in wechselnden Linien. Dann kauft ebenfalls ein Siebert das Rittergut, wie es inzwischen genannt wird, denen von Hanstein ab. Schließlich erwirbt es 1846 der mit einer Siebert-Enkelin verheiratete Johann Heinrich Ehrbeck aus dem Nachlass eines Verwandten seiner Frau, und bis heute sind die Eigentümer Ehrbeck-Nachkommen. Johann Heinrich Ehrbeck ist, wie schon sein Vater, Pächter der Domäne Wendershausen - Ludwigstein. Da die Ländereien nun zusammen mit dem Domänen-Land bewirtschaftet werden, werden die Ställe und Scheunen abgerissen und zum Teil als Feldscheunen anderweitig aufgebaut. Auf dem Meierei-Grundstück bleibt danach nur noch das 1705 errichtete Wohngebäude (Abb. 1)

 

Nachdem im zweiten Weltkrieg in dem Wohnhaus zunächst zahlreiche Flüchtlinge untergekommen waren, richten in den 1950er Jahren zwei Ehrbeck-Töchter ein Kinderheim, das "Kinderheim Burgenhof", ein und bauen das Dachgeschoss zu einer Etage mit Zimmern aus (Abb. 2). 

 

Im Februar 1985 bricht ein Brand aus, der bei Temperaturen von -20°C nur schwer zu bekämpfen ist. Menschen kommen glücklicherweise nicht zu Schaden; aber das Gebäude ist nicht mehr bewohnbar. Mit dem Ziel, es wieder als Kinderheim zu errichten, wird es bis auf die Sandsteinmauern des Erdgeschosses abgerissen. (Abb. 3).

Zum Wiederaufbau eines Kinderheims kommt es aber nicht. Nachdem die Ruine dann fast 10 Jahre lang dem Verfall ausgesetzt war, wird sie von zwei Ehrbeck-Enkeln erworben, die zur Erhaltung von dem, was noch vorhanden und inzwischen zum Baudenkmal erklärt worden ist, also hinter den Sandsteinmauern des Erdgeschosses, im Jahr 1995 wieder ein nun eingeschossiges Wohnhaus errichten. Zur Wahrung der Tradition des Bauwerks lassen sie von dem beim Abbruch nach dem Brand zerstörten Wappen der Erbauer mit deren Initialen "D.v.H." und "F.v.d.B" und mit der Jahreszahl 1705 nach Fotografien eine Reproduktion in Eichenholz herstellen.

Kinderheim 2012

Seit 2012 ist das Objekt an die "Stiftung Jugendburg Ludwigstein und Archiv der deutschen Jugendbewegung" vermietet. So schließen sich gleich zwei Kreise: Nachkommen der Familie Ehrbeck haben es an den Ludwigstein vermietet, auf dem ihre Vorfahren einst Pächter waren, und das ehemalige Kinderheim ist nun mit der Jugendburg verbunden.

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Autor Hans-Dieter Nahme

Verlag August Thuhoff
Knochenhauer Straße 3
38640 Goslar

ISBN 3-923 867-03-4

Der Autor geht auf die Familien Siebert und Ehrbeck ein, die in der Meierei gelebt haben.
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