Werleshausen wird preußisch
Das Eichsfeld wird preußisch
Durch den Luneviller - Vertrag (1802) zwischen Frankreich und dem Römischen Reich Deutscher Nation erhält Frankreich das linke Rheinufer. Im Reichsdeputationshauptschluss zu Regensburg (1803) werden die dadurch enteigneten deutschen Reichsfürsten für diesen Verlust innerhalb des deutschen Reichsgebietes entschädigt, wodurch das Eichsfeld an das Königreich Preußen fällt. Damit endet eine jahrhunderte alte Macht des kirchlichen Kurfürstentums von Mainz über das Eichsfeld und damit über Werleshausen. Napoleon dehnt seine Macht über Deutschland weiter aus und gründet 1807 das "Königreich Westfalen", zu dem auch das gesamte Eichsfeld gehört. Sein Bruder Jerome wird König mit dem Regierungssitz Kassel - Wilhelmshöhe, regiert aber nur bis 1813. Im Wiener Kongress 1815 werden endgültig die Kreise Heiligenstadt, Worbis und Mühlhausen, Reg. Bez. Erfurt, Provinz Sachsen an das Königreich Preußen, die Mark Duderstadt an das Königreich Hannover abgetreten.
Ein altes Ortsschild Werleshausens dem Dorfplatz gegenüber, trägt die Inschrift:
Am Gut ist noch ein Schild der "Land-Feuersozietät der Provinz Sachsen befestigt.
Auf der Ebenhöhe, an der Gemarkungsgrenze nach Unterrieden, stehen mehrere Grenzsteine mit der Inschrift K H (Kurfürstentum Hessen) zur einen und K P (Königreich Preußen) zur anderen Seite.
Nach dem königl. preuß. Gesetz vom 14.4.1856 betr. das Allgemeine Landrecht und die Landgemeinde-Verfassungen ist der Schulze des Ortes die ländliche Obrigkeit. In der Gemeindeversammlung sind nur die Besitzer von Gerechtigkeitsgrundstücken stimmberechtigt. Sie sind einerseits allein Nutznießer des gemeinsamen (Interessenten)-Vermögens, andererseits die alleinigen Träger der Gemeindelasten. Einwohner, die auf ihrem Grundstück keine Gerechtigkeit haben, können an Gemeindeversammlungen nicht teilnehmen.
Jeder in das Dorf neu zuziehende Einwohner muss ein Einzugsgeld von 5 Talern und außerdem 2 Taler Beitrag für Feuerlöschgeräte bezahlen.
Die Polizeigewalt wird 1860 für die Orte Werleshausen und Neuseesen von der Gutsverwaltung in Werleshausen ausgeübt.
1860 hat Werleshausen 74 Wohnhäuser, 478 Einwohner, davon 231 männlich, 247 weiblich, auf ein Haus kommen im Durchschnitt 6,4 Personen.
Außer dem Rittergut mit dem Vorwerk Neuseesen hat die Gemeinde 1860 1 Gespannhalter mit 6 Pferden 1 Gespannhalter mit 4 Pferden und 2 Ochsen 1 Gespannhalter mit 4 Pferden 1 Gespannhalter mit 3 Pferden 2 Gespannhalter mit 1 Pferd und 2 Ochsen 1 Gespannhalter mit 1 Pferd und 1 Ochsen 6 Gespannhalter mit 2 Ochsen.
Der erste Amtsvorsteher in Werleshausen ist Gutsbesitzer Hermann von Christen, der letzte bis Mai 1945 Hans Müller, Bornhagen, Schanze.
Nach 1933 heißt der Schulze "Bürgermeister". Während dieser Zeit ist Heinrich Kliebe, der 5. Schulze aus der Familie Kliebe, Bürgermeister und Standesbeamter, seit 1937 bis zu seinem Tode auch Amtsvorsteher. Die Amtsgeschäfte werden in der Privatwohnung des Bürgermeisters ausgeübt, erst seit 1956 wird dafür ein besonderer Dienstraum eingerichtet.
Der Gemeindediener versieht bis zum Ende des 1. Weltkrieges auch noch das Amt des Nachtwächters. Verordnungen, Anweisungen werden bis 1962 durch Ausschellen vom Gemeindediener bekannt gemacht.