Grenzöffnung 1989 / 1990
1989 geschah etwas bis dahin völlig Undenkbares. Ausgelöst durch die Reformpolitik des sowjetischen Generalsekretärs Michail Gorbatschow, die mehr und mehr auch die anderen Staaten des "Ostblocks" beeinflusste, wurde am 2. Mai 1989 begonnen, die Sperranlagen zwischen Ungarn und Österreich zu demontieren. Tausende von DDR-Bürgern verließen nun auf diesem Weg oder über die bundesdeutschen Botschaften in Budapest, Prag oder Warschau ihre Heimat. Bei den Daheimgebliebenen verstärkte sich dadurch das Gefühl des Eingeschlossen seins noch mehr. Es entstanden Bürgerbewegungen, und es kam zu öffentlichen Massendemonstrationen. "Wir sind das Volk!" war die Parole hunderttausender Demonstranten, später dann: "Wir sind ein Volk!".
Den Rücktritt Erich Honneckers als Generalsekretär der SED und Staatsratsvorsitzender am 18. Oktober 1989 leitete den Zusammenbruch des SED-Regimes ein. Schließlich verkündete das SED- Politbüromitglied Günter Schabowski am 9. November 1989 um 18.57 Uhr im Fernsehen der DDR: "Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden. - Ab sofort!" Daraufhin drängen noch am selben Abend Tausende von Ost-Berlinern nach West-Berlin. Kurz vor Mitternacht öffnen sich die ersten Schlagbäume an der Mauer. In den darauffolgenden Tagen besuchen Millionen von Bürgern der DDR die grenznahen Städte der Bundesrepublik und vor allem West-Berlin.
Diese unerwartete, friedliche Revolution hatte deutschlandpolitische und europäische Dimensionen. Aber zweifellos sind die Ereignisse, die wir in unserer Heimat miterlebten, auch lokal- und regionalpolitisch von großer Bedeutung und den Beteiligten in bleibender Erinnerung.
Chronik der lokalen Ereignisse:
12. November 1989: Öffnung der Grenze bei Hohengandern, die B80 wird am Alten Holz wieder befahrbar gemacht. In aller Eile wird ein provisorischer Kontrollpunkt eingerichtet und eine Welle Trabbis rollt nach Hessen und Niedersachsen.
19. November 1989: Öffnung der Grenze zwischen Bad Sooden-Allendorf und Wahlhausen. Ein Buspendelverkehr nach Lindewerra wird eingerichtet.
20. November 1989: HR3-Disco in der Ernst-Reuter-Schule in Neu-Eichenberg.
30. Dezember 1989: Heiligenstadt veranstaltet ein Dankeschönfest mit vielen Gästen aus den benachbarten Kreisen.
7. Januar 1990: Unter dem Motto "Hände über Grenzen" wird eine Menschenkette von Witzenhausen über Hohengandern nach Heiligenstadt gebildet, um die Verbundenheit über die Grenze hinweg zu zeigen.
8. Januar 1990: Baumaschinen rücken an und planieren den Weg zwischen Werleshausen und Bornhagen.
20. Januar 1990: Offizielle Eröffnung des Weges; der direkte Weg zum Hanstein ist frei. Einwohner von Neuseesen und Werleshausen treffen auf die Bornhagener und Rimbächer.
März 1990: Erste Löcher im Zaun, die Demontage der Grenze hat begonnen.
Ein erster Trampelpfad unter der Hardt wird durch kontinuierlichen Aufbau zum
Vorläufer des jetzigen Rad- und Wanderweges.
29. Mai 1990: Die Eisenbahnstrecke Eichenberg-Bahnhof - Arenshausen ist wieder eingleisig befahrbar.
17. Juli 1999: Einweihung der Brücke zwischen Lindewerra und Oberrieden.